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Wissenswertes über die Biber

09.12.2024
Der Biber ist das zweitgrößte Nagetier der Welt und das größte Europas - nur das südamerikanische Wasserschwein ist größer.
Erwachsene Tiere können ein Gewicht von über 30 kg und eine Länge von über 1 m ohne Kelle erreichen.
Biber sind also ein ganzes Stück größer und schwerer als ein Reh.

Biber können in Freiheit bis zu 17 Jahre alt werden - durchschnittlich werden jedoch nur 10 Jahre erreicht. In Gefangenschaft können Biber über 30 Jahre alt werden.

Oft wird der Biber mit Nutria oder Bisam verwechselt.
Der Biber ist der Größte der drei (ca. 100 cm), danach folgt die Nutria (ca. 65 cm) und dann der Bisam (ca. 35 cm).
Der Schwanz ist beim Biber platt, bei der Nutria rund und beim Bisam seitlich zusammengedrückt, oval.

Das Nagergebiss der Biber

Biber haben ein typisches Nagergebiss mit insgesamt 20 Zähnen.

Die Schneidezähne sind wurzellos und wachsen ständig nach. Die Vorderseite der Schneidezähne besteht aus einer dünnen harten Schmelzschicht,
die Eisen und Eisenverbindungen enthält, was den Zähnen eine orange-rote Farbe verleiht. Wegen der unterschiedlichen Härte von Zahnvorder- und Hinterseite nutzen sich die beiden Schichten verschieden stark ab. Dadurch sind diese zweischichtigen Schneidezähne ständig scharf.

Die stark ausgeprägte Kiefermuskulatur sorgt für die Beißkraft zum Fällen von Bäumen.

Auf jeder Seite sitzen oben und unten im Kiefer je 4 Backenzähne, die zum Zerkleinern der Nahrung dienen.

Das Biberfell

Das Biberfell ist eines der dichtesten im Tierreich. Auf der Rückenseite sind bis zu 12.000 Haare auf einem cm2, auf der Bauchseite bis zu 23.000.

Das Fell wird regelmäßig mit Hilfe der Putzkrallen, die sich an den Hinterfüßen befinden, gekämmt und mit dem Sekret der Öldrüsen eingefettet.

Das zwischen den Haaren gespeicherte Luftpolster bietet Wärmeschutz und unterstützt den Auftrieb beim Schwimmen.

Das Biberfell ist in der Regel hell- bis dunkelbraun, es kommen aber auch schwarze Exemplare vor.

Die Biberkelle

Das auffälligste Merkmal des Bibers ist seine Kelle, wie man den bis zu 40 cm langen, breit abgeflachten und beschuppten Schwanz nennt. Sie ist ein wahres Multifunktionsorgan.

  • Sie dient beim Schwimmen der Steuerung,
  • unterstützt den Vortrieb,
  • dient als Fettspeicher für die karge Winterzeit,
  • ist Stütze für den sitzenden Biber und
  • dient der Alarmierung von Familienmitgliedern.

Die Sinnesorgane

Hör- und Geruchssinn sind beim Biber am besten ausgebildet.

Das Sehvermögen ist nur schwach entwickelt. Biber sehen nur im Nahbereich gut, und da nur Grauschattierungen.

Tasthaare an der Schnauze ermöglichen dem Biber die Orientierung im trüber Wasser und beim Eintauchen in den Bau.

Die Nahrung der Biber

Im Winter ernähren sich Biber überwiegend von Baumrinde. Da Biber nicht klettern können, müssen sie die Bäume fällen, um an die Rinde zu gelangen.

Kleinere Pflanzen werden am Ufer verzehrt - größere Pflanzen (z.B. Mais) und die abgebissenen Äste und Zweige der gefällten Bäume zieht der Biber ins Wasser und nimmt sie dann an einer geschützten Stelle zu sich.

Ein erwachsener Biber braucht etwa 1 kg Nahrung am Tag.

Biber sind reine Pflanzenfresser – fressen also auch keine Fische.
In verschiedenen Studien wurden über 300 Pflanzenarten als Bibernahrung festgestellt.
Im Sommerhalbjahr werden vor allem krautige Pflanzen und Jungtriebe von Weichhölzern verzehrt. Wo Landwirtschaft an die Gewässer angrenzt und die natürliche Vegetation ersetzt wird, nehmen sie auch Feldfrüchte wie Zuckerrüben, Mais und Getreide an.

Die Fortbewegung

Biber sind hervorragende Schwimmer und Taucher. In der Regel tauchen sie nur etwa 2-5 Minuten, können bei Gefahr aber auch bis zu 20 min unter Wasser bleiben. Bei den langen Tauchgängen wird der Blutkreislauf so gesteuert, dass nur das Gehirn mit Sauerstoff aus dem Blut versorgt wird, der restliche Körper wird mit dem im Muskelgewebe gespeicherten Sauerstoff versorgt.
Nase, Augen und die kleinen Ohrmuscheln liegen hoch am Kopf auf einer Linie - beim Tauchen werden Nase und Ohren verschlossen.

Die Fortbewegung im Wasser geschieht hauptsächlich durch Paddeln mit den großen, mit Schwimmhäuten versehenen, Hinterfüßen.

Die kleineren Vorderfüße, die als geschickte Greifhände ausgebildet sind, werden beim Tauchen eng an den Körper angelegt.

Paarung und Nachwuchs

Biber haben keine äußeren Geschlechtsorgane, die Unterscheidung zwischen Weibchen und Männchen ist im Freien in der Regel nicht möglich. Eine Ausnahme bilden säugende Weibchen, die an ihren Zitzen zu erkennen sind.

Die Paarung der Biber findet im Winter - vor allem im Januar und Februar - im Wasser statt.
Nach 105 bis 109 Tagen Tragzeit werden im Mai bis Juni die behaarten und sehenden Jungen geboren - die Wurfgröße umfasst zumeist 1-3 Tiere. Das Geburtsgewicht liegt bei 500 bis 700 g.

Das Geschlechterverhältnis bei neugeborenen Bibern ist etwa ausgeglichen und verschiebt sich später zugunsten der Weibchen.

Die Jungen können von Anfang an schwimmen, das Tauchen muss aber erlernt werden.

Die Aufzucht der Jungen

Die kleinen Biber werden etwa 6-8 Wochen gesäugt, wobei die Bibermilch etwa doppelt so nahrhaft wie Kuhmilch ist. Während der ersten Wochen bleiben die Jungen im Bau.

In der dritten Lebenswoche fangen die Jungbiber an, an Gräsern und Kräutern zu nagen. Mit 4 Wochen bilden diese bereits einen Großteil der Nahrung, die Muttermilch ist dann nur noch Ergänzung.

Während der gesamten Aufzuchtzeit werden die Jungen von den Eltern und den älteren Geschwistern umsorgt.

Die Jungensterblichkeit der Biber ist hoch. Die Tiere kommen bei der Umstellung von Muttermilch auf Grünnahrung ums Leben, werden von Hochwasser aus dem Revier gespült oder fallen Raubfischen, einem Fuchs oder streunenden Hunden zum Opfer.
Nur 25-50% der Jungen erreichen ein Alter von 2 Jahren und können ein eigenes Revier gründen.

Sozialverhalten

Biber sind dämmerungs- und nachtaktiv, zuweilen sind sie aber auch am Tage zu beobachten. Die Nacht verbringen Biber mit Nahrungsaufnahme, Revierkontrolle und -markierung, Bauen und Ausbessern der Burgen und Dämme sowie mit sozialen Interaktionen. Gegen Morgen tauchen die Biber wieder in ihre Burg ein und verbringen den Tag mit gegenseitigem Putzen und Schlafen.

Biber leben in Familienverbänden, die aus den Elterntieren und den beiden letzten Jungengenerationen bestehen.
Wenn im Frühjahr die neuen Jungen geboren werden, müssen die ältesten, jetzt geschlechtsreif werdenden Jungen das elterliche Revier verlassen und sich auf die Suche nach einem eigenen Revier machen.

Die Biberreviere werden von den Familienmitgliedern mit Bibergeil, einem Sekret der Bibergeildrüsen markiert und vehement gegen andere Biber verteidigt.

Bautätigkeit

Biber leben in selbst angelegten Bauen. Davon werden im Revier meist mehrere angelegt, die in unterschiedlichen Ausprägungen und Übergangsstufen vom einfachen Erdbau bis zur „klassischen“, vollständig von Wasser umgebenen Biberburg vorkommen können.
Die Baue bestehen im Grundprinzip aus einem Eingang, der unter Wasser liegt, und einem damit verbundenen Wohnkessel, der über Wasser liegt.
Wohnkessel haben einen Durchmesser von etwa 1 m und eine Höhe von bis zu 50 cm - der Boden des Wohnkessels wird mit Holzspänen bedeckt.
Die Baue werden regelmäßig instandgehalten und ausgebessert. Alte Baue können über 10 m Breite erreichen und aus mehreren Eingängen und Kesseln bestehen. Manchmal beziehen Biber auch selbst gegrabene Röhren im Uferbereich.

Neben den Bauen gräbt der Biber im Revier einfache, mehr oder weniger lange Röhren, die unterschiedlichen Zwecken dienen.

  • Sie können als Fluchtröhren dem Abtauchen bei Gefahr dienen,
  • unterirdisch zwei nebeneinanderliegende Gewässer verbinden
  • oder ein „versteckter“ Ausstieg in eine Nahrungsfläche sein.

Wenn der Wasserstand im Revier nicht ausreicht oder zu stark schwankt, baut der Biber Dämme. Diese bestehen meist aus einem Grundgerüst von miteinander verkeilten Ästen und Zweigen, das dann mit Schlamm und Pflanzenteilen abgedichtet wird. Angeschwemmtes Material dichtet den Damm weiter ab. Dämme werden aber auch gebaut, um Nahrungsflächen schwimmend erschließen und die Nahrung transportieren zu können.

Jahresverlauf

Biber haben ihre höchste Aktivität im Frühjahr und Herbst. Im Frühjahr sind die Fettvorräte aufgebraucht, gleichzeitig ist noch wenig frische Nahrung vorhanden - die Biber verbringen einen großen Teil der Zeit mit Nahrungssuche. Für die Zweijährigen beginnt die Zeit der Wanderschaft, sie werden von den Eltern aus dem heimischen Revier vertrieben.

Im Sommer hingegen steht Nahrung im Überfluss zur Verfügung. Die Elterntiere und die älteren Geschwister sind mit der Aufzucht der Jungtiere beschäftigt.

Im Herbst beginnen die Biber, sich Fettreserven für den Winter anzufressen. Gleichzeitig werden Baue und Dämme winterfest gemacht und ein Nahrungsvorrat für den Winter angelegt.

Biber halten keinen Winterschlaf, die Aktivität im Winter ist stark von der Temperatur abhängig. Solange keine undurchbrechbare Eisschicht das Wasser bedeckt, sind die Biber auch an Land aktiv.
Bei tiefen Temperaturen und dicken Eisschichten tauchen die Biber nur noch aus der Burg auf, um sich aus dem Wintervorrat Nahrung zu holen. 
Für Beobachter wirkt das Revier wie ausgestorben.

Artenvielfalt im Biberrevier

Biberreviere zählen zu den artenreichsten Biotopen in Bayern.

Die Tiere sind in der Lage, ihren Lebensraum aktiv zu gestalten.

  • Biberdämme in Fließgewässern schaffen neue Feuchtflächen, erhöhen den Grundwasserspiegel und verbessern das Mikroklima.
  • Begradigte Bachläufe werden renaturiert. Dort fühlen sich beispielweise Laubfrösche, eine ehemalige Allerweltsart, die heute leider immer seltener wird, wieder wohl.
  • Auch die Vegetation wird verändert.
    • Das Fällen von Bäumen lichtet den Uferwald und schafft Sukzessionsflächen.
    • Liegen gebliebene Baumstämme und benagte, aber nicht umgefallene Bäume, schaffen Totholzbiotope.
    • Röhren und Baue erhöhen die Uferstruktur.

Durch die Biber entsteht ein reichhaltigeres, dynamischeres Lebensmosaik, von dem auch viele andere Tier- und Pflanzenarten profitieren. In von Bibern gestalteten Lebensräumen (renaturierte Auen) gibt es beispielsweise mehr Amphibien, Vögel und Libellen - Fledermäuse finden Unterschlupf in abgestorbenen Bäumen.

Auch Fische profitieren enorm von Bibern. Neu geschaffene Strukturen werden von Fischen dankend angenommen - kleine Exemplare tummeln sich in den flachen Gewässerabschnitten - an tiefen Stellen stehen die größeren Fische. Abgenagte Weidenäste, bieten der Fischbrut neue Versteckmöglichkeiten und liegen gebliebene Bäume verwirbeln das Wasser und reichern es mit Sauerstoff an.

Uwe Hammon