Seilbrücke rettet Eichhörnchen
Die Stadt Zirndorf und der BUND Naturschutz haben gemeinsam ein wegweisendes Projekt umgesetzt: An der Fürther Straße wurde am 19.11.2024 eine Eichhörnchen-Brücke installiert, um den flinken Kletterkünstlern eine sichere Überquerung zu ermöglichen. Die innovative Seilbrücke wurde zwischen zwei Bäumen gespannt, die sich im Staatswald und auf einem Privatgrundstück befinden. Das Projekt ist eng verknüpft mit der landesweiten BN-Datenerfassung von Eichhörnchen.
So wurde das Eichhörnchenseil in Zirndorf installiert
Von Baum zu Baum per Seil
Eichhörnchen sind dafür bekannt, Hindernisse wie Straßen und Wege zu überqueren, indem sie von Baum zu Baum springen. Ist dies aber nicht möglich, da die Bäume zu weit auseinander stehen und die Kronen nicht geschlossen sind, müssen die Tiere zwangsläufig auf den Boden ausweichen. Beim Überqueren von Straßen ist die Gefahr dann groß, von einem Auto erfasst zu werden. Diese Situation stellte sich auch auf der vielbefahrenen Fürther Straße in Zirndorf dar. Ein besorgter Anwohner hat sich deshalb an den BUND Naturschutz gewandt und die dort häufig überfahrenen Eichhörnchen beklagt. Am gestrigen Dienstag wurde daraufhin eine Seilbrücke gespannt. In mehr als sechs Metern Höhe führt nun ein vier cm dickes, wetterbeständiges Kunsthanfseil mit einer Lebensdauer von mehr als 10 Jahren über die gefährliche Straße. Im Rahmen der Baumkontrolle soll das Seil jährlich begutachtet und auf Verkehrssicherheit überprüft werden.
„Mit der Eichhörnchen-Brücke setzen wir ein sichtbares Zeichen für den Artenschutz in Zirndorf“, erklärt Bürgermeister Thomas Zwingel. „Es freut mich sehr, dass wir mit Unterstützung des BUND Naturschutz dieses innovative Projekt umsetzen konnten. Gemeinsam schaffen wir so eine bessere Vernetzung des Eichhörnchen-Lebensraums. Wir hoffen, dass die Brücke von den Eichhörnchen gut angenommen wird und zugleich andere Kommunen inspiriert, ähnliche Projekte umzusetzen“
Zusammenarbeit aller wichtig
Martina Gehret, Projektleiterin des Citizen Science Projekts Eichhörnchen in Bayern, lobt das Engagement aller Beteiligten: „Unser Dank gilt der Stadt Zirndorf, dem zuständigen Revierförster der bayerischen Staatsforsten Maximilian Hetzer, der die Umsetzung unbürokratisch unterstützt hat, sowie Familie Meierhöfer, die uns ihren Baum im Garten ohne Zögern zum Anbringen des Seils zur Verfügung gestellt hat. Dieses Projekt zeigt einmal mehr, wie wichtig Kooperationen zwischen Kommunen, Naturschutzorganisationen und Bürger*innen sind. Ohne den Einsatz und das große Engagement zahlreicher Beteiligter wäre das Projekt nicht möglich gewesen.“
Damit die Eichhörnchen die Brücke annehmen, wurden an den jeweiligen Bäumen temporäre Futterstationen eingerichtet. „Die Eichhörnchen müssen nun lernen, die Brücke zu benutzen“, erklärt Gehret. „Das Futter hilft ihnen dabei, die sichere Verbindung schneller zu entdecken.“ Zur Erfolgskontrolle wurden zudem Wildtierkameras aufgebaut. Sie sollen dokumentieren, wie die Tiere die Brücke annehmen, und wichtige Erkenntnisse für künftige Projekte liefern.
Sichtungen bitte melden
Das Projekt ist eng verknüpft mit der Erfassung von Eichhörnchen in Bayern, die im Rahmen des gleichnamigen Citizen Science Projektes des BN erfolgen. Bürger*innen sind aufgerufen, Sichtungen lebender und seit Anfang 2024 erstmals auch toter Tiere zu melden. Diese Datenerfassung hilft u.a. Roadkill-Hotspots zu identifizieren und gefährliche Straßenabschnitte zu entschärfen. https://www.bund-naturschutz.de/aktionen/eichhoernchen-beobachten-und-melden . Man kann diese Daten auch über die eigens entwickelte App “Eichhörnchen in Bayern” weitergeben.
Straßen zerschneiden Lebensräume
„Die Zerschneidung von Lebensräumen durch Straßen ist für viele Tierarten ein großes Problem. Sie werden am besten geschützt, wenn weitere Zerschneidungen vermieden und die grüne Infrastruktur durch Lebensraum-Verbund verbessert wird. Seilbrücken können nur wenigen Arten helfen, aber wo es nicht anders geht ist eine solche Brücke für den Schutz von Eichhörnchen eine sehr einfache und wirksame Methode“, so Gehret. Darüber hinaus leistet das Projekt einen wertvollen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt und hat eine Vorbildfunktion.