Flächenverbrauch im Landkreis Fürth
Das geplante Volksbegehren, den täglichen Flächenverbrauch per Gesetz auf 5 ha pro Tag zu begrenzen, wurde vom Bayerischen Verfassungsgerichtshof im Juli 2018 für unzulässig erklärt. Das Problem ist damit aber nicht vom Tisch, im Gegenteil.
Naturnahe Flächen werden verbraucht, als hätten wir unendlich viel davon. Der Landkreis Fürth liegt beim Flächenverbrauch über dem ohnehin schon hohen bayerischen Durchschnitt.
Vergleich Flächenverbrauch 2001 - 2017
Anteil der überbauten Fläche in Prozent
Anteil der Siedlungs- u. Verkehrsfläche (Quelle: Stat. Landesamt):
Jahr | 1993 | 1998 | 2001 | 2016 |
---|---|---|---|---|
Ldkrs Fürth | 13,0 | 14,0 | 14,7 | 17,6 |
Bayern | 9,3 | 9,8 | 10,4 | 12 |
Einzelne Landkreisgemeinden liegen beim Anteil der für Siedlung und Verkehr verbrauchten Fläche noch weit darüber (Stand jeweils 2017):
Oberasbach | 40% |
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Zirndorf | 24% |
Ammerndorf | 20% |
Stein | 21% |
Selbst das ländliche Roßtal hat bereits 15% seiner Fläche der Natur entzogen und will weitere Gewerbegebiete ausweisen.
Seit 25 Jahren: zu hoher Landverbrauch
Der Bund Naturschutz thematisiert den hohen Flächenverbrauch seit über 25 Jahren, siehe den schon etwas älteren - aber immer noch aktuellen! - Flyer.
Von Seiten der Bayerischen Staatsregierung gab es Appelle und ein (freiwilliges) Bündnis zum Flächensparen wurde ins Leben gerufen. Der Wert von Natur und Landschaft ist in verschiedenen Gesetzen festgeschrieben. Seither verschwanden trotzdem jedes Jahr zwischen 50 und 80 km² Land unter Beton und Asphalt oder wurden in lauter Restflächen zerstückelt. Derzeit sind es jährlich 47 km².
Bayern ist Spitzenreiter beim Landverbrauch. Im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern, die Erfolge beim Flächensparen vorweisen können, geht in Bayern der Verbrauch ungehemmt weiter (Quelle: Länderinitiative Kernindikatoren, 2018).
Beispiel Loch
Selbst in Kleinstorten ohne jegliche Infrastruktur und ohne ÖPNV-Anschluss weisen die Gemeinden Bauland aus: Der Steiner Ortsteil Loch z.B. soll sich nach Stadtratsbeschluss verdoppeln.
Folgen des Verbrauchs an naturnahen Flächen:
- Abnehmende biologische Vielfalt und ökologische Stabilität (z.B. Schwund bei Vögeln und Insekten), Zerschneidung von Populationen
- Hochwassergefahr durch Bodenversiegelung
- Eingeschränkte Frischluft- und Grundwasserbildung
- Verödende Innenorte, Siedlungsbrei macht Orte unattraktiv
- Zersiedeltes, negativ verändertes Landschaftsbild, geringer Erholungswelt
- Vermehrter Verkehr, Abhängigkeit vom Auto
- Höhere Kosten für die Gemeinden (u. a. mehr Straßenfläche und Kanallänge pro Kopf)
- Flächenverlust für die Landwirtschaft; aus immer weniger Land muss immer mehr herausgeholt werden
- Importabhängigkeit bei Agrarprodukten
Es gibt Alternativen, aber sie werden nicht genutzt
Der bloße Appell, Flächen zu sparen, hilft leider nicht. Alle Absichtserklärungen haben nichts gebracht. Eine gesetzliche Begrenzung des Verbrauchs an Naturflächen halten wir daher für unabdingbar - dann würden vorhandene Alternativen und Veränderungen auch umgesetzt, z.B.:
- Neuausweisungen nur bei nachgewiesenem Bedarf
- Mehrgeschossigkeit auch im Gewerbebau
- Steuerliche Begünstigung für flächensparendes Bauen und Revitalisierung von innerörtlichen Altbauten
- Architektonische Alternativen zum Einfamilienhaus
- Gemeinsame Projekte mehrerer Gemeinden statt Konkurrenzbei der Gewerbeansiedlung
- Genehmigung der Flächennutzungspläne der Gemeinden durch die Bezirksregierungen