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Mauereidechsen im Landkreis Fürth

Ursprünglich war die Mauereidechse (Podarcis muralis) im Fürther Landkreis nicht heimisch, inzwischen gibt es stabile Vorkommen in Cadolzburg und Stein.

Im Jahr 2012 wurde das Vorkommen in Cadolzburg erstmals unter lacerta.de erwähnt (Angelika & Siegfried Troidl, 2012). Hinweise auf die Existenz dieser Population gab es jedoch schon früher, jedoch besteht bis heute keine Einigkeit über das genaue Jahr ihres Erscheinens. Trotz Störungen durch diverse Baumaßnahmen scheint die Population von Podarcis muralis nigriventris auf und um die Cadolzburg stabil zu sein.
Eine zweite Population (Podarcis muralis maculiventris) existiert seit einigen Jahren im Gelände des Freiland-Aquariums und -Terrariums in Stein.
Die Herkunft der Steiner Population ist offensichtlich – es handelt sich um ausgebüxte Tiere aus dem Terrarium, die sich in ihrer gewonnenen Freiheit prächtig vermehren.
Über die Population in Cadolzburg konnte anfangs nur gemutmaßt werden. Nachdem von Mauereidechsen bekannt ist, dass diese bei einem erhöhten Populationsdruck neue Lebensräume suchen und dabei auch nicht vor Reisen mit Lkw und Bahn zurückschrecken (Materialtransporte), konnte davon ausgegangen werden, dass es sich bei den Cadolzburger Tieren um „Migranten“ handelt. 2021 konnte die Herkunft der Tiere in Erfahrung gebracht werden - demnach stammen sie von der Veste Oberhaus bei Passau (Angelika & Siegfried Troidl, 2021).

Unterschiede zwischen Mauereidechse und Zauneidechse

 

Mauereidechsen sind im Gegensatz zu den doch recht plumpen Zauneidechsen sehr grazil und überaus flink. Ihre kräftigen Beine mit den langen Zehen sowie der, im Verhältnis zur Körperlänge, sehr lange Schwanz verleihen der Art ihre Klettersicherheit. Färbung und Zeichnung der Unterarten weisen eine große Variationsbreite auf. Podarcis bedeutet „schnellfüßig“ und muralis „an oder in Mauern lebend“.
Mauereidechsen besiedeln gerne altes, unverfugtes Mauerwerk, d.h. vertikale Steinstrukturen mit höheren Temperaturen, während Zauneidechsen hohe Temperaturen und zu trockene Standorte meiden und vorrangig Saumstrukturen und steppenähnliche Kleinräume besiedeln, die für Mauereidechsen wenig geeignet sind.
Oft wird argumentiert, dass „eingeschleppte“ Mauereidechsen bereits ansässige Zauneidechsen „verdrängen“ würden. Dazu ist zu sagen, dass Mauereidechsen auf höhere Temperaturen angewiesen sind und meist Standorte besiedeln, die für Zauneidechsen nur bedingt geeignet sind (zu steil, zu heiß, zu trocken). Zu Überschneidungen der Biotope kommt es nur in Randbereichen und nur in Einzelfällen.

Vom Aussterben bedroht und doch unzureichend geschützt

Die Mauereidechse (Podarcis muralis) wird auf der Roten Liste Bayern als vom Aussterben bedroht geführt und ist entsprechend streng geschützt. Auch im Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union wird die Mauereidechse unter besonderen Schutz gestellt. Allerdings gilt der Schutz in Bayern lediglich für zwei bodenständige (autochthone) Vorkommen im Inntal. Alle anderen bayerischen Vorkommen gelten als eingeschleppt oder ausgesetzt (allochthon) und genießen daher keinen besonderen Schutz.
Eine schriftliche Auseinandersetzung mit den Naturschutzbehörden bis hin zum Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (Uwe Hammon & Helmut Willert, 2021) führte leider zu keiner Änderung der Sachlage. Unsere ausführlichen Argumente sollen aber zukünftig berücksichtigt werden – was immer das auch konkret bedeutet. Der unzureichende Schutz ist deshalb sehr schade, da diese nicht-invasive Tierart eine Bereicherung unserer heimischen Fauna darstellt.

Autor: Uwe Hammon