Pressemitteilung: Effektive Bejagung für Erhalt der Wälder im Landkreis Fürth unverzichtbar
Landkreis Fürth zeigt höchste Verbissbelastung der Wälder in Bayern
Die BN-Kreisgruppe Fürth-Land warnt vor der geplanten Novelle des Jagdgesetzes, die eine Abschaffung der Abschussplanung vorsieht. Jagdminister Hubert Aiwanger möchte, dass dieses zentrale Instrument zur Regulierung der Wildbestände selbst in Jagdrevieren mit hoher Verbissquote nicht mehr zwingend angewendet werden muss. „Eine aktuelle Auswertung des BN zeigt, dass in den beiden Hegegemeinschaften des Landkreises Fürth die Verbissquote zu hoch bzw. deutlich zu hoch ist“, erklärt die Vorsitzende der BN Kreisgruppe, Sabine Lindner. „Damit werden im Landkreis Fürth die gesetzlichen Ziele für die Waldverjüngung flächig verfehlt - teils schon seit vielen Jahren. Wir sehen hier dringenden Handlungsbedarf durch eine stringentere Abschussplanung und appellieren an alle Beteiligten, die massiven Verbissbelastungen in den sogenannten roten Jagdrevieren bzw. Hegegemeinschaften deutlich zu reduzieren.“ (BN Auswertung hier)
Auch wenn der vergleichsweise kleine Landkreis Fürth nur zwei Hegegemeinschaften aufweist, bleibt festzuhalten, dass diese eine dauerhaft zu hohe Verbissbelastung aufweisen. Dass es auch ganz anders gehen kann, zeigt der Blick ins nahegelegene Erlangen. Auf dem Gebiet der kreisfreien Stadt gibt es eine Hegegemeinschaft, die infolge einer waldfreundlichen Bejagung und entsprechender Abschussquoten an der Spitze der bayerischen Verbiss-Rangliste steht. Seit 2006 herrscht in Erlangen eine geringe Verbissbelastung vor. Der Leittriebverbiss bei der Eiche, die regional wohl wichtigste Baumart für zukunftsfähige Wälder, liegt dort nach dem aktuellen Forstgutachten bei 2 %. In den beiden Fürther Hegegemeinschaften liegt der Eichen-Leittriebverbiss bei 43 % (Zenngrund Nord) bzw. über 34 % (Bibertgrund).
Wälder im Landkreis Fürth massiv von der Klimakrise betroffen
Die Wälder im Landkreis Fürth leiden massiv unter den Folgen der Klimakrise. Viele Kiefern, mancherorts sogar ganze Wälder sterben ab, Borkenkäferbefall nimmt zu. Um das Schlimmste abzuwenden und Kahlflächen zu vermeiden, ist es wichtig, dass unter dem Schutz der Altbäume ein stabiler Mischwald als neue Waldgeneration aufwachsen kann. Doch wird dieser Prozess durch überhöhte Wildbestände erschwert, weil diese die jungen, nachwachsenden Bäume auffressen. Deshalb wirbt die BN-Kreisgruppe Fürth-Land für eine waldfreundliche Ausrichtung der Schalenwildbejagung. Der BN-Landesverband hat sich dazu in einem Brief an Landrat Bernd Obst gewandt und darum gebeten, die Abschussplanung konsequent nach den gesetzlichen Zielen auszurichten und dazu bisherige Verfahren, Abläufe und Abschusshöhen zu überprüfen und anzupassen (siehe Anhang).
Behördliche Abschussplanung und Waldverjüngung hängen zusammen
„Wir halten diesen seit über 25 Jahren andauernden sehr kritischen Verbisszustand für höchst dramatisch, weil gerade der Landkreis Fürth durch Waldschäden in der Hauptbaumart Kiefer besonders stark betroffen ist“, so Ralf Straußberger, BN Wald- und Jagdreferent (siehe Foto). „Hier werden - sehenden Auges, denn die Zahlen sind bekannt - die Wälder im Landkreis Fürth an die Wand gefahren. Wir appellieren als BN Landesverband und BN Kreisgruppe an Landrat Bernd Obst, sich in die aktuell laufende Abschussplanung einzuschalten und auf höhere Abschüsse zu drängen. Erfahrungen aus anderen mittelfränkischen Revieren zeigen, dass dazu Abschussquoten von mindestens 12-15 Rehen pro 100 Hektar Jagdfläche notwendig und machbar sind. Die Erfüllung muss aber auch sichergestellt sein. Wir appellieren ebenfalls an die Waldbesitzer in den Jagdgenossenschaften, mit den Jagdverantwortlichen die notwendigen Abschusserhöhungen in ihren Jagdrevieren zu vereinbaren. Nicht zuletzt rufen wir auch die Jägerschaft auf, die notwendigen Abschusserhöhungen zu unterstützen.“
Verbissbelastung dauerhaft zu hoch
Die beiden Hegegemeinschaften Zenngrund Nord und Bibertgrund weisen von 1998 bis 2021 ununterbrochen eine zu hohe und teilweise sogar deutlich zu hohe Verbissbelastung auf. Obwohl der Verbiss schon 1998 als zu hoch bewertet wurde, belegt eine Aufstellung der Abschusszahlen für die Hegegemeinschaft Zenngrund nun, dass die Abschüsse von 1998 bis 2021 überhaupt nicht erhöht wurden. Ganz im Gegenteil: von 2010 bis 2013 wurde der Abschuss um 400 Rehe verringert. So ist die aktuelle Verbissbewertung in der Hegegemeinschaft Zenngrund mit „deutlich zu hoch“ die logische Folge.
Klimaresiliente Waldverjüngung fällt nicht vom Himmel
„Die behördliche Abschussplanung legt in einem geregelten Verfahren die Abschussquoten fest, unter Einbeziehung von Betroffenen und Fachleuten. Dieses Instrument kann sich auch im Landkreis Fürth bewähren. Es abzuschaffen, wäre fahrlässig und würde den enormen Herausforderungen nicht gerecht, denen unsere Wälder gegenüberstehen“, betont Sabine Lindner. „Angepasste Wildbestände und eine klimaresiliente Waldverjüngung fallen nicht vom Himmel, sondern sind das Ergebnis engagierter Waldbesitzer, Jäger sowie der Unteren Jagdbehörden und der Forstämter, die sich in die Abschussplanung einbringen. Gerade die kleinen Privatwaldbesitzer profitieren vom Einsatz dieser Fachleute für den Aufwuchs einer gemischten Waldverjüngung.“
Eine aktuelle bayernweite Auswertung des BN zeigt, dass die Abschussplanung in 35 Landkreisen und kreisfreien Städten zu geringer Verbissbelastung und guten Ergebnissen bei der Waldverjüngung geführt hat. Dort ist in mindestens zweidrittel der Hegegemeinschaften die Verbissbelastung günstig bis tragbar. So z.B. im Landkreisen Freyung-Grafenau in allen 11 Hegegemeinschaften (!) oder im Landkreis Traunstein in 11 von 14 Hegegemeinschaften. Diese Positivbeispiele und die bayernweit über 170 Hegegemeinschaften, die seit 2012 durchgehend günstige bis tragbare Verbisssituationen aufweisen, belegen, dass die Abschussplanung funktioniert.